Vom Lernen ins Wachsen

Wir alle sind mindestens einmal dem Ausspruch „Wissen ist Macht“ begegnet. Ich stimme diesem Spruch nur bedingt zu. Wissen allein macht keinen allzu bedeutenden Unterschied im Leben. Vielleicht den, dass du anderen noch etwas mehr erzählen kannst. Die schlimmsten Leute, die ich erlebe sind diejenigen, die mir die Welt erklären wollen, dafür auch jede Menge theoretisch einwandfreies Wissen zitieren, es jedoch nie selbst angewendet haben.

Nur angewandtes Wissen ist Macht.

Wissen anzuwenden bedeutet Überwindung. Raus aus der Komfortzone, das Risiko eingehen, Fehler zu machen. Jedes Lernen wird begleitet von ersten unsicheren Schritten, von Verwirrung und der Suche nach dem „richtigen“ Weg. Doch was Neu ist, kann nicht in diese Schubladen eingeordnet werden. Entweder die Ergebnisse sind nützlich und fühlen sich gut an oder eben nicht. Dann heißt es noch eine Runde drehen.

Vielleicht bist du ja wie ich davon überzeugt, dass es für dein persönliches Wachstum unerlässlich ist, regelmäßig Seminare und Weiterbildungen zu besuchen, deine Grenzen zu erforschen und dich mit Menschen auszutauschen, die sich mit den gleichen Themen beschäftigen wie du.

Lernen und Neues zu entdecken macht dir außerdem sogar Spaß und dein Akku lädt dabei richtig schön auf. Die frischen Gedanken und Impulse befeuern deine Energie und lassen auch deinen Enthusiasmus auf Hochtouren laufen. Du kannst es gar nicht erwarten, deine neuen Erkenntnisse in deine Arbeit zu integrieren und du hast das alles durchdringende Gefühl, große Veränderungen anschieben zu können und willst am liebsten sofort loslegen.

Und dann bist du wieder zuhause. Die Energie ebbt im Alltag Stück für Stück ab. Das neue Wissen allein ändert nicht automatisch etwas in deinem Leben und die ersten Erkenntnisse geraten bereits in Vergessenheit. Umso später du das Gehörte reaktivieren willst, desto mehr Zeit scheint es zu bedürfen, dich erneut in die Thematik zu vertiefen. Wenn da doch nur 2 oder 3 Tage wären, an denen es entspannt auf Arbeit zugeht, dann…

So erscheint es immer anstrengender und zu allem Überfluss kommen auch noch Zweifel dazu. Was, wenn du es falsch machst? Schlimmer noch, wenn es jemand merkt?

 

Gelerntes in die Tat umzusetzen kann leicht gehen, wenn du bereit bist

  • dich der Ungewissheit auszuliefern und ins Vertrauen zu gehen, dass egal welche Erfahrungen du machen wirst, sie dich weiterbringen werden. Es ist immer ein Schritt vorwärts.
  • Ins Spüren zu gehen. Nimm wahr, welche Unterschiede deine Taten hervorrufen. Wo kommen Ängste auf? Wo Freude?
  • Dranzubleiben, auch wenn die ersten Schritte schwer und die ersten Ergebnisse noch nicht diejenigen sind, die du dir erhofft hast.
    Wirkliches Lernen entsteht nur dann, wenn wir täglich üben. Wie Muskeltraining bedarf es einem kontinuierlichen Training. Das ist anstrengend und macht definitiv weniger Spaß als wir uns das während dem Seminar vorgestellt haben.

 

Hier ein paar Tipps, um dranzubleiben:

  • Notiere dir alle Ideen, die du während der Veranstaltung hast und teile sie zurück bei der Arbeit mit einer dir vertrauten Kollegin. Spinnt die Ideen weiter und beratschlagt gemeinsam, wie diese umgesetzt werden könnten.
  • Such dir bereits auf dem Seminar mindestens eine Sparringspartnerin. Sie  ist bzgl. deiner Firma neutral gegenüber und kann dir wertvolle Außensichten bieten. Tauscht euch im Nachgang an das Seminar aus, telefoniert oder videochattet in einem euch passenden, regelmäßigen Abstand. Teilt euch gegenseitig Fragen und Probleme bei der Umsetzung im Alltag mit und unterstütz euch gegenseitig mit Lösungsimpulsen. Ihr profitiert beide von den Erfahrungen der jeweils anderen.
  • Überlege dir, was du erreichen möchtest und formuliere es in Form von überprüfbaren Zielen. Welche Veränderungen wären für dich und deine Arbeit nützlich? Brich große Brocken in kleine überschaubare Teile herunter. Was kannst du wann tun, um das neue Wissen anzuwenden?
  • Reflektiere regelmäßig, was sich durch die Anwendung des Wissens verändert – bei dir und ggf. auch bei anderen. Was kannst du noch ausprobieren, um gewünschte Ergebnisse zu erzielen? Spiele mit Möglichkeiten und experimentiere weiter. Die ersten Versuche sind oft noch holprig. Gib hier nicht auf. Es lohnt sich, dranzubleiben.
  • Bitte vertraute Kolleginnen gezielt um Feedback. Erkläre ihnen, welches deine konkreten Herausforderungen sind, zu denen du gerne ihre Perspektive hören möchtest. Wenn du Angst hast, sie könnten dich verletzen, sag ihnen, wofür du ihr Feedback brauchst und wie du es am besten annehmen kannst. Menschen lieben es zu helfen und sind i.d.R. gerne bereit, dich zu unterstützen und geben sich auch besondere Mühe im Verpacken, wenn sie wissen, was du brauchst.

 

Wachse täglich und werde die Frau, die du sein willst.

Photo by Jessica Castro on Unsplash