Die (Ohn)Macht deiner Worte
Stell dir vor, die Gedanken in deinem Kopf wären glasklar und du könntest ihnen in jedem Moment genau so klar und präzise mit Worten Ausdruck verleihen.
Keine Wiederholungen des bereits Gesagten.
Keine Rechtfertigungsschleifen, um bereits vorab zu begründen, wie du zu deiner Meinung gekommen bist.
Keine Entschuldigungen für deinen Standpunkt, der dem einen oder anderen missfallen könnte.
Einfach deinen Punkt setzen.
Dem gegenüber steht die Angst, dich zu blamieren oder etwas zu sagen, das du hinterher bereust. Diese Angst bringt dich dazu, viel Zeit mit Grübeln zu verbringen. Darüber, wie du sagen kannst, was du sagen willst, ohne dass jemand sich vor den Kopf gestoßen fühlt. Was du tun kannst, um zu vermeiden, dass sich jemand gegen deine Meinung stellt oder dich gar angreift. Du suchst vorher angestrengt nach den richtigen Worten und äußerst dich im entsprechenden Moment nur, wenn du dich gut genug für die Situation vorbereitet fühlst.
Kann sein, dass das nur selten vorkommt. Denn bis dahin hast du dich selbst bereits fleißig zensiert und deinen Standpunkt so verwaschen, dass er nur noch sehr fad daher kommt.
Ein Beispiel: „Ich weiß, dass in der Vergangenheit nicht alles so gelaufen ist, wie wir uns das gewünscht haben und ich bedaure sehr, dass wir die Zahlen nicht erreicht haben. Ich habe lange darüber nachgedacht und mit anderen Kollegen gesprochen, um herauszufinden, was wir beim nächsten Mal anders machen können und bin zu dem Schluss gekommen, dass …“
Angenommen, du stündest dir selbst als Zuhörer gegenüber, wie würde das bei dir ankommen?
Ich höre viel bla bla bla und habe schon abgeschaltet, bevor der wesentliche Teil kommt. Schade, denn oft haben wir Frauen mit unserem durchaus gründlichen Denken grandiose Lösungen erarbeitet, die jedoch aufgrund unserer Art uns zu äußern selten das Gehör finden, das sie verdienen.
In Sachen Rhetorik sind uns die Männer meilenweit voraus. Ein Blick in die Geschichte lehrt uns wieso. Bis ins letzte Jahrhundert war die öffentliche Rede den Männern vorbehalten. Frauen wurde das Recht öffentlich zu sprechen, abgesprochen. In ihrer Erziehung wurde alles dafür getan, dass sie weder das Bedürfnis verspürten, ihre Stimme zu erheben, geschweige denn sich hierin zu üben. Im 21. Jahrhundert dürfen wir öffentlich reden. Jedoch sind wir noch so in unserem Sprach-Erbgut gefangen, dass wir es entweder aus freien Stücken nicht tun oder eben oft nur unbeholfen.
Wollen wir Frauen ernsthaft mitreden, egal in welchem Bereich, sollten wir diese Fähigkeit trainieren. Und es ist wichtig zu verstehen, dass es nicht ausreicht, wenn wir das Richtige und Wahre äußern. Wir brauchen auch Glaubwürdigkeit. Und diese erreichen wir unter anderem durch die Art, wie wir sprechen. WIE wir etwas sagen, kann den Inhalt unserer Worte entweder unterstreichen oder unterlaufen. Mit „Gedankenfetzen und Kaugummisätzen“ wie Rebekka Reinhard es nennt, stellen wir uns selbst ein Bein.
Gewöhn dir das ständige erklären, rechtfertigen, entschuldigen, das jammern, beschweren, stets zu höflich sein ab. Hör auf, dich um der anderen Willen zu inszenieren und fang an, dich selbst zu performen.
Das Verändern deiner Welt beginnt mit der Veränderung deiner Worte. Übernimm Verantwortung für deine Sprache und gebrauche deine Worte bewusst. Untermale deine Botschaft mit Gesten und überzeuge deine Zuhörer mit deinem Charakter, mit der Stimmung, in die du sie versetzt und deinen Argumenten.
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