Raus aus der Zeitfalle
Immer häufiger höre ich von Freunden und Bekannten den Ausspruch „Hätte ich doch nur etwas Zeit, aber es ist gerade so stressig.“
Dieser undefinierte Stress bestimmt schleichend einen Tag, dann noch einen und ohne dass sie sich dessen bewusst werden plötzlich einen Großteil ihres Lebens.
Woher kommt dieser Zeitdruck, unter dem vor allem Frauen oft leiden?
Zum einen glauben wir, für alles mögliche verantwortlich zu sein.
Und zum anderen lauert oft die Angst in uns, abgehängt zu werden oder etwas zu verpassen.
Beides treibt uns dazu, immer mehr in immer kürzerer Zeit zu erledigen.
In all dem Gehetze bleibt das Gefühl aus, etwas Wesentliches erreicht zu haben.
So werden wir immer unzufriedener mit unseren Ergebnissen.
„Hätte ich mehr Zeit gehabt, wäre es besser geworden.“
Und so kommen mit dem Gefühl, nie genug Zeit zu haben Schuldgefühle und Ohnmacht dazu.
Arbeitszeit = Lebenszeit
Angesichts der steigenden Fülle unserer Aufgaben verfallen wir in Aktionismus und mechanisches Abarbeiten.
Aufgaben werden erledigt, weil sie als Termin im Kalender stehen.
Ob wir genau zu dieser Zeit in kreativer Stimmung sind oder die Bearbeitung zu diesem Zeitpunkt überhaupt sinnvoll und notwendig ist, wird nicht (mehr) hinterfragt.
Um jedoch die Hoheit über unsere Lebenszeit zurückzugewinnen, braucht es genau dieses Hinterfragen.
Wir tun gut daran, die Dinge mit etwas Abstand zu betrachten und uns auf die eigene Wahrnehmung einzulassen.
Viele unserer Aufgaben erfordern nicht nur Zeit, um sie zu erledigen, sondern auch den passenden Moment und die passenden Bedingungen.
In der Natur gibt eine Zeitspanne, in der neue Samen ausgebracht werden können.
Danach heißt es abwarten, beobachten, gegebenenfalls eingreifen (gießen, düngen, Unkraut jäten, entblättern) um dann, wenn im Verlauf des Reifeprozesses alles gut gegangen ist, zu ernten.
Es ist ein natürlicher Prozess, der zu einer reichen Ernte führen kann, wenn wir achtsam dann eingegriffen haben, wenn es Sinn machte und uns ansonsten raus gehalten haben. Du kennst sicher den Spruch „Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht.“
Das gilt auch für unsere täglichen Aufgaben.
Wir dürfen uns von dem Erzwingen mancher Dinge lösen und wieder mehr vertrauen und beobachten, welche Themen gerade dran sind.
Wir dürfen sehr wohl entscheiden, wann wir sofort Initiative ergreifen wollen und wichtiger noch: welche Tätigkeiten wir sein lassen sollten, weil sie noch nicht dran sind.
Dadurch schaffen wir uns wieder Freiräume, in denen wir genau das Tun, was im Moment notwendig und sinnvoll ist und erlangen so wieder Hoheit über einen Teil unserer Lebenszeit.
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